Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Begegnungen und Gespräche fand in Zusammenarbeit der Stadt Krems mit der Kirchlich pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) und der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) der erste Kremser Bildungstag statt. Zahlreiche Vertreter:innen aus Politik und Lehrenden sowie interessierte Kremser:innen nahmen teil.
„Aus der Bildungsstrategie 2019 entwickelten sich sechs Handlungsfelder mit 41 Maßnahmen, die laufend umgesetzt werden. Der erste Kremser Bildungstag ist eine davon und soll den öffentlichen Bildungsbereich in den Mittelpunkt rücken. Wie wichtig Bildung für das weitere Leben ist und wie sehr die Chancengerechtigkeit nach wie vor vom sozialen Umfeld abhängt, zeigen uns Studien. Veränderungen im System Schule können nur mit viel Mut der Entscheidungsträger:innen herbeigeführt werden“, so Gemeinderätin Alexander Ambrosch in Vertretung des Bürgermeisters beim ersten Kremser Bildungstag.
Doris Denk, Bereichsleiterin für Bildung und Kultur, wies darauf hin, dass in der Bildungsstrategie der Stadt Krems Chancengleichheit und gute Perspektiven für alle Kinder und Jugendlichen eines der Leitthemen sind. „Daher war es naheliegend, dass der Bildungstag dieses Thema aufgreift“, so Denk.
Mit Univ. Prof. Dr. Hopmann gelang es einen Vortragenden zum Thema Bildungsgerechtigkeit in diesem brisanten Problemfeld zu finden. „Mit Lösungsansätzen und Rahmenbedingungen könnte die Schule ein Qualitätsort sein, wo Kinder lieber und lange lernen wollen. Schule kann auch schön sein.“
Es gibt keinen empirischen oder historischen Grund zu glauben, dass Schule jemals in der Lage sein wird, in Sinne der Wissensdistributionen (soziale Herkunft, Geschlecht, Migration, Sprache) sozial auszugleichen. Schule solle nicht an Testverteilungen gemessen werden. Viel wichtiger wäre eine Wissensvermittlung mit weniger aber gründlicherem Inhalt und dass alle Kinder beteiligt sind. Eltern und Schule sollten auf das Kind eingehen, was will das Kind und was wäre eine passende Ausbildungsmöglichkeit. Ziel sollte sein, was das Kind erreichen will. Die Zielerreichung sollte das Kind festlegen, denn die Lebensfähigkeit kann nicht konkretisiert werden. Der Unterricht sollte so sein, dass Kommunikation für alle möglich ist. Keine Gruppe darf zurückgelassen werden. Das Schulsystem im Umbruch kann nur gelingen, wenn die Öffentlichkeit genug hat. Wir brauchen neue Rahmenbedienungen, wo Schule schön sein kann“, so der Wissenschaftler.
„Beim Format Begegnungen und Gespräche öffnet die KPH Wien/Krems seit vielen Jahren den Campus Krems nicht nur für Pädagoginnen und Pädagogen, sondern darüber hinaus für alle Interessierten aus der Öffentlichkeit, Wirtschaft, Politik, Sozialeinrichtungen und für Menschen, die an aktuellen gesellschaftspolitischen Themen interessiert sind. Wir bieten zur Ausbildung zusätzlich Forschungsmöglichkeiten und Vermittlungsarbeit. Vielfalt, Diversität und Wertschätzung stehen bei unserer Mission im Fokus und wir schöpfen damit aus vollem Potential“, sagte Rektor MMag. Dr. Hubert Philipp Weber.
AK-Kammerrätin Angela Fischer wies in ihrem Statement auf die interessenpolitischen Initiativen der Arbeiterkammer zum Thema Bildungsgerechtigkeit hin und gab einen Überblick über die vielfältigen Service- und Beratungsleistungen in diesem Bereich. Besonders hob sie die AK-Schulkostenstudie hervor, für die noch Eltern gesucht werden, die die schulbedingten Ausgaben ihrer Kinder dokumentieren. Nähere Infos unter www.schulkosten.at
Werfen Sie einen Blick in unsere Fotogalerie zum 1. Kremser Bildungstag.
Zurzeit ist Univ. Prof. Dr. T. Hopmann Professor für Pädagogik in Norwegen (Südost-Norwegische Universität) und Schweden (Linnaeus-Universität). Nach dem Studium und diversen pädagogischen Tätigkeiten begannen wissenschaftliche Laufbahn am Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) in Kiel, von 1988 bis 1994 an der Pädagogischen Hochschule Kiel, 1994 bis 1996 an der Universität Potsdam, 1996 bis 2005 an Universitäten in Oslo, Trondheim und Kristiansand sowie von 2005 bis 2021 an der Universität Wien. Daneben Gastprofessuren und Gastaufenthalte in mehreren Ländern (u.a. Dänemark, Finnland, Schweiz, USA). Ehrendoktor der Universität Göteborg. Herausgeber des international führenden Journal of Curriculum Studies. Forschungsschwerpunkt: Historische und vergleichende Schul- und Bildungsforschung.
Infos: krems.at – kphvie.ac.at – noe.arbeiterkammer.at
Foto: StR Martin Zöhrer (Stadtrat für Bildung), Doris Denk (Bereichsleiterin Bildung), GRin Alexandra Ambrosch (in Vertretung von Bgm. Resch), Univ.-Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Rektor Dr. Hubert Weber (KPH Wien/Krems), Kammerrätin Angela Fischer (AK NÖ), Dipl.-Päd. Heidi Svehla (Leiterin Institut für Fortbildung an der KPH Wien/Krems), GRin Edith Gruber, Doz. Dr. Tamara Katschnig (Inst. für Bildungswissenschaft, Universität Wien) - von links