Der Autor Karl Reder begann im Jahr 2020 seine umfangreichen Recherchen für eine qualitative und quantitative Forschung, deren Ergebnisse sehr aussagekräftig über die schlechten Bedingungen im Zuchthaus Stein waren. Über 1800 Häftlinge waren im Gefängnis 1945 inhaftiert, doppelt so viel als zugelassen – die Ernährung war schlecht, ebenso die Kleidung. Zeitzeugen und ehemalige Stein-Häftlinge lieferten für das Werk bisher unbeachtete Aspekte zum Thema strukturelle Gewalt.
„Das Buch ‚Tod an der Schwelle zur Freiheit‘ setzt Maßstäbe für kommende Forschergenerationen, indem es die Geschehnisse, Akteur:innen und Rahmenbedingungen minutiös beleuchtet. Die Geschichte des Zuchthauses Stein von 1938 bis 1945 steht exemplarisch dafür, wie sich die Radikalisierung von Politik und Gesellschaft auf Einzelne oder ganze Bevölkerungsgruppen auswirkt“, betonte Gemeinderätin Elisabeth Kreuzhuber, Vorsitzende des Kulturausschusses der Stadt Krems.
Entscheidend war die intensive Zusammenarbeit mit Archiven wie dem Stadtarchiv Krems, dem Niederösterreichischen Landesarchiv, dem Österreichischen Staatsarchiv, dem Staatsarchiv München und des Arolsen Archives. In vier Jahren wurden über 16.000 digitale Aktenseiten im Wiener Stadt- und Landesarchiv gesichtet. Es werden auch die Auswirkungen mit Beginn des Zweiten Weltkrieges auf den Strafvollzug und den Arbeitseinsatz der Häftlinge dargestellt. Ergänzend dazu erforschte Karl Reder die Ermordung von bis zu 500 Justizhäftlingen im Raum Krems im April 1945. Die getöteten Häftlinge waren nicht nur politisch, sondern größtenteils auch strafrechtlich inhaftiert.
„Verbrechen an Verbrechern sind Verbrechen“, ergänzte Andreas Kranebitter, geschäftsführender wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes.
Karl Reder (geb. 1974) studierte nach der Matura in Krems Handelswissenschaften, Ur- und Frühgeschichte und Skandinavistik in Wien. Er wuchs in unmittelbarer Nähe der Justizanstalt Stein auf und lebt heute in Mautern.