Mit historischer Aufarbeitung und politischer Bildung wird derzeit in Krems-Gneixendorf ein neues Zeichen gesetzt. Die Stadt Krems unterstützt den Erinnerungsraum im Gasthaus Walzer, der an eines der größten Kriegsgefangenenlager im Zweiten Weltkrieg erinnert.
„Die Bildungs- und Kulturstadt Krems hat die Verpflichtung seine Geschichte – insbesondere die Zeit des Nationalsozialismus - zu beleuchten und aufzuarbeiten und daraus für Jetzt und die Zukunft zu lernen. Dabei werden wir auch fachlich von einem Historikerbeirat mit großer Expertise und unter anderem auch von Schulen unterstützt. Mein Wunsch ist, dass viele Menschen diesen kulturhistorischen barrierefreien Ausstellungsraum besuchen, um zu sehen, was in ihrer unmittelbaren Umgebung alles passiert ist.“ eröffnet Bürgermeister Dr. Reinhard Resch den Gedenkraum Stalag 17B.
Ein Vergessen ist für viele Menschen und Nachkommen der Gefangenen nicht möglich. Viele der über 60 000 Insassen überlebten dieses Lager nicht, ihre Nachkommen suchen nach Spuren der Vergangenheit. Sie sind bei einem Besuch des ehemaligen Lagergeländes enttäuscht nur überwucherte Überreste zu finden. Nun ist es dem Historiker Robert Streibel gemeinsam mit Günter Stockinger sowie mit Unterstützung der Historikerin Barbara Stelzl-Marx und den Schülerinnen und Schülern der HLF-Krems (vorwissenschaftliche Arbeiten) gelungen, diesen Gedenkraum zu realisieren.
Ein Ort, der in verschiedenen Sprachen beschrieben wird und der für Angehörige und Interessierte frei zugänglich ist. Der Raum ist geschichtlich sorgfältig aufbereitet und erzählt von Erinnerungsliteratur und Karikaturen, die im Lager entstanden sind. Fotos und Flaggen erinnern an die Internationalität der Lagerinsassen, die oftmals auch als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.
Am 26. Oktober 1939 wurde in Gneixendorf das größte Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager auf österreichischem Boden erbaut. Die Behandlung der Gefangenen war von rassisch-ideologischen Motiven geprägt, so war die Mortalitätsrate unter sowjetischen Gefangenen besonders hoch. Bis zu 66.000 Kriegsgefangene verschiedener Nationen waren zeitweise in diesem Lager inhaftiert.
Ab April 1945 wurde das Lager aufgrund des Kriegsgeschehens evakuiert und die Insassen marschierten 300 Kilometer bis nach Braunau. Am 3. Mai 1945 wurden sie befreit.
Hier finden Sie die Kremser Stadtgeschichte im Überblick: https://www.krems.at/kultur/kremskultur/stadtgeschichte
Robert Streibl hat ein lange angedachtes Projekt in Zusammenarbeit vieler Mitwirkenden verwirklicht: „ein kleiner Raum, der viel bewirkt, an die Opfer erinnert und ein Zeichen der Aufarbeitung mit dem Nationalsozialismus setzt.“
Mitwirkende: Dr. Robert Streibel, Mag. Günther Stockinger, Mag. Dr. phil. Barbara Stelzl-Marx sowie HLF-Krems SchülerInnen: Xaver Heigl, Helene Moser, Sebastian Siebenhandl und Victoria Teuschl
Foto: Bürgermeister Dr. Reinhard Resch, Dr. Robert Streibel, Mag. Günther Stockinger,
MMag. Kremser Gregor, PhD
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