80 Jahre nach der Auflösung des Kriegsgefangenenlagers STALAG XVIIB in Gneixendorf wurde am Areal des Flugplatzes Krems ein Gedenkraum eröffnet. Der Gedenkort erinnert an das Schicksal der über 60.000 Gefangenen aus neun Nationen die zwischen 1939 und 1945 unter zum Teil unmenschlichen Bedingungen inhaftiert waren - darunter Polen, Niederländer, Belgier, Russen, Franzosen und zuletzt auch britische und amerikanische Bomberpiloten. Die einzelnen Nationen waren in jeweils eigenen Lagern verteilt, die meisten Toten durch Hunger, Krankheiten und Misshandlungen hatte aber das sowjetische Lager zu beklagen, in dem bis Kriegsende 1.261 Gefangene starben.
Die Initiative für den Gedenkraum ging vom Historiker Robert Streibel aus, der das Projekt gemeinsam mit Günther Stockinger realisierte. Unterstützt wurde es von der Stadt Krems, dem Land Niederösterreich und dem Zukunftsfonds der Republik Österreich.
Bürgermeister Peter Molnar betonte bei der Eröffnung: „Am Flugplatz Krems im Stadtteil Gneixendorf ist die Geschichte des Lagers heute kaum mehr sichtbar. Dennoch kommen viele Nachkommen ehemaliger Häftlinge auf der Suche nach sichtbaren Relikten nach Krems und wollen den Ort kennen lernen, am dem Ihre Väter und Großväter zum Teil jahrelang inhaftiert waren und oft auch zu Tode kamen. Mit diesem Gedenk- und Erinnerungsraum im Eingangsbereich des Union Sportfliegerclub Krems (USFC Krems) haben sie nun eine Anlaufstelle, die ihnen Informationen über das heute großteils nicht mehr sichtbare Lager gibt. Ich danke allen an diesem Projekt Beteiligten und dem Initiator Robert Streibel.“
„Dass es für viele Menschen keinen Schlussstrich unter die Geschichte gibt, zeigen zahlreiche Anfragen, Besuche von Nachkommen in Gneixendorf und auch die rege Beteiligung von „Citizen Scientists“ an Projekten zum Thema Kriegsgefangenlager Stalag XVIIB. Billy Wilder drehte 1953 sogar eine Art Komödie über das Kriegsgefangenenlager XVIIB, die dreimal für den Oscar nominiert wurde und der Hauptdarsteller William Holden erhielt für seine Darstellung eines Kriegsgefangenen sogar den Oscar. Im Österreich der Nachkriegszeit war der Film anfänglich allerdings verboten, da die „Darstellung der deutschen Wärter Ressentiments" schüren könnte. Mit dem Gedenkraum wollen wir einen würdigen Ort schaffen, der dem Gedenken und der Aufarbeitung gleichermaßen Platz gibt“, erklärt der Historiker Robert Streibel, der seit Jahrzehnten zur Geschichte des Lagers forscht.
Gemeinderat Wolfgang Mahrer ergänzt: „Meine Mutter, Stadträtin Terese Mahrer, hat nach dem Abrissbefehl der Roten Armee für die Stadt Krems die Kaufverhandlungen geführt. Mit dem Bauholz wurden die zerstörten Schulen in Krems wieder aufgebaut.“
Der USFC Krems ermöglichte die Realisierung des Gedenkraumes im Eingangsbereich zum Flugplatz Krems.
Der Gedenkraum ist ab sofort ganztägig für Besucher:innen geöffnet:
Gedenkraum STALAG XVIIB
Flugplatz Krems, Flughafenstraße 15, 3500 Krems
Geöffnet täglich von 9:00 bis 16:00 Uhr, im Sommer (Juni–September) bis 18:00 Uhr.
Der USFC Krems wurde im Jahr 1958 gegründet. Aus einer einfachen Graspiste entstand ein moderner Flugplatz mit 1000 m langer Piste, Wartungsbetrieb und Flugschulen für Segelflug, Motorflug, Hubschrauber, Ballon und Fallschirm. Der Platz ist Heimat der Hagelflieger und des Rettungshubschraubers Christophorus 2, der rund um die Uhr einsatzbereit ist.
Heute ist der Flugplatz ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region Krems.
www.flugplatz-krems.at