Vier Tagen lang war Krems wieder der Hotspot aktueller europäischer Literatur. Publikum wie AutorInnen (es galten 2G-Regel und FFP2-Masken-Pflicht) waren sichtbar glücklich über diese letzte Live-Veranstaltung knapp vor dem Lockdown. Rund 30 internationale Gäste konnten zu den Europäischen Literaturtagen 2021 anreisen, einige wurden per Live-Stream zugeschaltet.
Unter den zahlreichen Literaturstars, die aktuelle Werke vorstellten, fanden sich Najem Wali („Die Balkanroute“), Christoph Ransmayr („Der Fallmeister“), Erik Fosnes Hansen aus Oslo („Hummerleben“), die Berliner Autorin Felicitas Hoppe („Nibelungen“) sowie Navid Kermani (Köln), dem in einer Abschlussmatinee die höchste Auszeichnung des österreichischen Buchhandels verliehen wurde: der Ehrenpreis für Toleranz in Denken und Handeln.
"Er steht für die Würde des Einzelnen ein - unabhängig von Herkunft oder religiösem Bekenntnis. Sein Engagement für eine offene, tolerante Gesellschaft und sein konsequenter Einsatz für die Menschenrechte und den Frieden machen ihn zu einem idealen Preisträger“ würdigt Benedikt Föger, Präsident des Hautverbandes des Östereichischen Buchhandels, das Werk von Navid Kermani.
Navid Kermani lebt in Köln. Er ist habilitierter Orientalist und hatte mit seiner Dissertation „Gott ist schön: Das ästhetische Erleben des Koran“ Aufmerksamkeit erregt. Für seine Romane, Essays und Reportagen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Kleist-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis sowie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zu seinen aktuellen Werken zählen „Entlang der Gräben. Eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan“ und „Ungläubiges Staunen. Über das Christentum“. Im Juli erscheint sein Buch „Morgen ist da“, eine Sammlung seiner bedeutendsten Reden (alle bei C.H. Beck).
Die Laudatio im Rahmen der literarischen Matinee hielt der Kulturwissenschaftler Diedrich Diederichsen. Navid Kermani gab in seiner Dankesrede einen Appell aus:
„Wir sollten uns als Weltbürger sehen, denn die Pandemie oder die Klimakrise kann nur global bewältigt werden! “ Das Duo 4675 (Astrid und Beate Wiesinger) umrahmte die Veranstaltung musikalisch.
Die Europäischen Literaturtage sind ein seit 2009 bestehendes außergewöhnliches Literaturfestival, das seit einigen Jahres in Krems beheimatet ist. Das literarische Europa trifft sich hier im Spätherbst zu einem Wochenende der Begegnung und des Austausches rund um ein Jahresthema. Die Europäischen Literaturtage wurden 2017 von der European Festivals Association als ein herausragendes europäisches Festival mit dem EFFE Label ausgezeichnet und sind Teil des ganzjährigen Literaturprojekts literaturhauseuropa.eu.
Fotogalerie: Europäische Literaturtage 2021